1996 habe ich mich dazu entschieden, vegetarisch zu leben. Dafür gab es zwei konkrete Auslöser. Zum einen der erhöhte Cholesterinspiegel meiner damals vierjährigen Tochter und zum anderen die direkte Nachbarschaft zur Metzgerei, die damals jeden Montag selbst geschlachtet hat.
Das Cholesterin war eine familiäre Disposition und wir haben es mit einer pflanzlichen Ernährung schnell in den Griff bekommen. Das Schlachten in meiner unmittelbaren Umgebung konnte ich zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr ertragen. Davor habe ich mir sagen müssen, dass das nun mal so ist und man damit klarkommen muss, wenn man Fleisch und Wurst isst. Aber irgendwann konnte ich das nicht mehr. Das war der Startschuss, mich aus dem, was ich zu Ernährung und Kochen von zu Hause gelernt habe, zu befreien und völlig neue und eigene Wege einzuschlagen. Das habe ich zu keinem Zeitpunkt bereut.
Die folgenden Jahre haben mir gezeigt, dass es nicht konsequent ist, vegetarisch zu leben. So habe ich Schritt für Schritt immer mehr tierische Lebensmittel, wie Eier, Milch, Käse etc., von meinem Speiseplan gestrichen. Wenn man nun meint, die Lebensmittelauswahl ist doch sehr eingeschränkt und sich fragt, was bleibt da noch, kann ich nur sagen, der Horizont erweitert sich – und zwar gewaltig! Und das war nicht nur bei mir so, sondern das weiß ich von vielen vegan lebenden Menschen.
Die pflanzenbasierte Ernährung hat so viele gesundheitliche Vorteile – sechs davon will ich hier herausgreifen:
- Fleisch belastet den Organismus
Wir sind von unserem Ursprung her keine Fleischesser. Auch wenn viele das so nicht sehen möchten. Fleisch kam recht spät im Menschsein auf den Speiseplan. So haben sich unser Körper, unsere Organe wie auch unser Stoffwechsel in 50 Millionen Jahren mit pflanzlicher Ernährung entwickelt. Das ist heute noch an vielen körperlichen Merkmalen eindeutig ersichtlich, beispielsweise an unserem Gebiss, dem Aufbau von Magen und Darm, aber auch im Speichel, in der Magensäure und in den Verdauungssäften. Heute weiß man, dass Fleisch in der Menge, wie es heute verzehrt wird, den ganzen Organismus belastet und mit unterschiedlichen Krankheiten, sogenannten Zivilisationskrankheiten, einhergeht. - Krankheiten können durch Fleischkonsum entstehen
Rotes Fleisch besteht zu einem großen Anteil aus gesättigten Fettsäuren. Die Aufnahme dieser gesättigten Fettsäuren wird mit gesundheitlichen Risiken in Verbindung gebracht, die für Gefäßveränderungen oder die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich sind. Zudem enthält rotes Fleisch einen hohen Eisenanteil. Dieses Eisen wird schneller von unserem Körper aufgenommen, als das Eisen aus Pflanzen, denn tierische Zellen sind unseren menschlichen Zellen ähnlicher als pflanzliche. Das Problem tritt dann ein, wenn kein Eisenbedarf vorhanden ist, denn dann entsteht ein Eisenüberschuss im Körper. Dabei können Risiken entstehen, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs in Zusammenhang stehen. - Tierisches Protein führt zu Übersäuerung
Durch eine erhöhte Eiweißzufuhr aus tierischen Lebensmitteln nehmen wir vermehrt Phosphat und Sulfat auf, die zu Phosphatsäure und Schwefelsäure abgebaut werden. Dies führt zur Übersäuerung des Körpers. Tierisches Protein befindet sich zudem meist in Lebensmitteln , die zudem auch Salz, gesättigte Fettsäuren, Cholesterin und Purine enthalten. Somit geht mit dem Verzehr von tierischem Eiweiß auch der Verzehr dieser schädlichen Substanzen einher. Pflanzliches Eiweiß kommt dagegen mit Antioxidantien und Ballaststoffen daher und senkt das Risiko für gewisse Erkrankungen und führt zu besseren Blutwerten. - Pflanzliche Ernährung kann schwere Krankheiten positiv beeinflussen
Es ist tatsächlich so, dass man schweren Krankheiten, wie etwa Krebs oder Schlaganfall, durch eine pflanzlich-vollwertige Ernährung vorbeugen kann. Sollte man bereits krank sein, so tut man gut daran, seine Ernährung entsprechend umzustellen, da sie zumindest gelindert werden können und in manchen Fällen auch zur Heilung kommen können. - Ballaststoffe sind enorm wichtig für unseren Körper
Ballaststoffe sind beispielsweise Pektine, Zellulose usw. Man nennt sie auch „Nahrungsfasern“, denn ein großer Teil der Substanzen sind Fasern, welche mit pflanzlichen Lebensmitteln aufgenommen werden. Ballaststoffe erhalten wir grundsätzlich nur über pflanzliche Lebensmittel. Ballaststoffe haben eine Vielzahl an positiven Wirkungen auf unseren ganzen Organismus. Darüber könnte ich eine ganze Abhandlung schreiben. Aber um beim Punkt zu bleiben, sei erwähnt, dass sie schädliche Substanzen an sich binden können, die dann mit ihnen ausgeschieden werden, sie sorgen für anhaltende Sättigung, regen die Speichelbildung an, sorgen für einen konstanten Blutzuckerspiegel und schützen unseren Darm. Wir bekommen sie aus Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse sowie Nüssen. Ihr Verzehr fördert unsere Gesundheit und sorgt für einen gesunden Organismus. - Gute Kohlenhydratlieferanten sind gesundheitsförderlich
Auch Kohlenhydrate finden sich in Vollkornprodukten, und zwar wirlich gute Kohlenhydrate. Diese sind nicht zu verwechseln mit dem Zucker aus Weißmehlprodukten und Softgetränken. Kohlenhydrate aus pflanzlich-vollwertigen Lebensmitteln sind gesundheitsförderlich. Dabei gilt auch die Regel, je natürlicher ein Lebensmittel gegessen wird, desto gesünder ist es. Das bedeutet zum Beispiel, dass eine Pellkartoffel sehr gesund ist. Sie enthält nahezu 80 % Wasser und wenig Kalorien. Pommes frites dagegen sind fettig, enthalten deutlich weniger Wasser und jede Menge Kalorien.
Leider sind wir umgeben von einer Flut an unnatürlichen Lebensmitteln. Sobald wir im Supermarkt die Obst- und Gemüseabteilung verlassen, finden wir fast nur noch stark verarbeitete Nahrungsmittel (mit Ausnahme von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten etc.) in den Regalen. Das natürliche Gefühl für das, was uns gut tut, was unser Leben erhält, haben viele von uns verloren. Dennoch: Es ist ein erster, großer Schritt, dies zu erkennen. Und auch zu erkennen, dass wir die Verantwortung für unser Leben, und damit für unsere Gesundheit, in unseren eigenen Händen halten. Es gibt immer einen Weg zurück. Zurück zu dem, was uns gut tut – nämlich vollwertige und pflanzliche Lebensmittel. Unser Körper und unsere Gesundheit werden es uns auf jeden Fall danken!