19 Jan. 2025

Molke-Drinks: Gesundheitsfördernder Mythos oder ein verstecktes Problem?

Molke-Drinks sind aus Supermärkten und Online-Shops nicht wegzudenken. Ihre Werbeaussagen klingen vielversprechend: Sie sollen den Stoffwechsel anregen, entschlacken, entgiften und sogar beim Abnehmen helfen. Besonders in der Fitness- und Gesundheitsbranche wird Molke aufgrund ihres hohen Proteingehalts als Superfood gefeiert. Doch sind Molkedrinks wirklich so gesundheitsfördernd, wie uns vorgegaukelt wird? Bringt es gar nichts oder steckt hinter den Molke-Drinks womöglich ein verstecktes Problem?

Was ist Molke eigentlich?

Molke ist eine gelblich-grüne Flüssigkeit, die bei der Käse- und Quarkproduktion entsteht. Sie besteht zu 94 % aus Wasser und enthält zudem Milchzucker (Laktose), Molkeneiweiß, etwas Fett sowie Mineralstoffe und Spurenelemente. Molke war ursprünglich ein Abfallprodukt und wurde, wenn überhaupt, an Tiere verfüttert. Auch der Geschmack der frischen Molke ist wenig einladend, was sie für den menschlichen Verzehr unattraktiv machte. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich das Bild gewandelt, und Molke ist in Form von Getränken und Nahrungsergänzungsmitteln zu einem beliebten Produkt auf dem Markt geworden.

Die Industrie hinter Molke-Drinks

Der Ursprung der Molkenindustrie ist nicht die Antwort auf die Nachfrage nach Eiweiß-Produkten, sondern eine Möglichkeit, das „Abfallprodukt“ Molke wirtschaftlich nutzbar zu machen. Früher war Molke nach der Käseproduktion schwer zu handhaben, da sie schnell verdarb und umweltschädlich für Gewässer war. In den letzten Jahren hat sich jedoch ein ganzes Geschäftsumfeld rund um die Verarbeitung von Molke entwickelt. Heute wird sie ultrahocherhitzt und in Pulverform weiterverarbeitet, sodass die verschiedenen Bestandteile wie Molkenproteine, Laktose und Mineralstoffe gezielt genutzt werden können. Diese Produkte finden sich mittlerweile in Proteinshakes, Molke-Drinks und Nahrungsergänzungsmitteln wieder.

Die Zahlen sprechen für sich: Bereits im Jahr 2000 wurden weltweit über 2 Millionen Tonnen (!) Molkenpulver produziert. Diese Menge ist die Folge einer boomenden Käseproduktion, insbesondere in Europa, den USA und Australien, wo der Molkeabfall am größten ist.

Doch was viele nicht wissen: Molke enthält auch Milchzucker (Laktose), der für viele Menschen problematisch sein kann. Laktoseintoleranz betrifft mittlerweile einen großen Teil der Bevölkerung. Obwohl Molkeprodukte oft als gesund gelten, wird das Thema Laktose in der Werbung oft verschwiegen.

Molke als gesundheitliches Wundermittel?

Molke wird häufig als wertvolles Nahrungsergänzungsmittel vermarktet, das eine Vielzahl von positiven gesundheitlichen Effekten haben soll. Die Werbeaussagen reichen von „Stoffwechsel anregen“ über „Entgiften“ bis hin zu „Abnehmen leicht gemacht“. Besonders Molkenprotein wird in der Fitness- und Diätindustrie häufig als „hochwertiges Eiweiß“ hervorgehoben, das besonders gut vom Körper aufgenommen werden kann.

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Molke tatsächlich eine gute Eiweißquelle sein kann, da das darin enthaltene Molkenprotein ein vollständiges Eiweiß ist, das alle essentiellen Aminosäuren liefert. Für Menschen, die ihre Proteinaufnahme erhöhen möchten, etwa im Rahmen von Sporternährung oder einer omnivoren Ernährung, kann Molke eine nützliche Quelle sein.

Allerdings sollte man die Werbung mit Vorsicht genießen. Denn auch wenn Molke einige Vorteile bieten kann, hat sie auch ihre Schattenseiten, die häufig in der Werbung nicht angesprochen werden. Gerade der hohe Gehalt an Laktose stellt für viele Menschen ein Problem dar. Laktoseintolerante Personen können nach dem Konsum von Molke-Drinks mit Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall reagieren.

Die Problematik der Molke in der Umwelt

Ein oft übersehenes Thema ist die enorme Menge an Molkeabfällen, die bei der Käseproduktion weltweit anfällt. Über 150 Millionen Tonnen Molke entstehen jährlich, und ihre Entsorgung ist ein großes Umweltproblem. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, hat die Industrie Lösungen entwickelt, um Molke gewinnbringend weiterzuverarbeiten und in Form von Pulver oder Getränken auf den Markt zu bringen.

Interessanterweise war Molke in der Vergangenheit ein rein „unverwertbarer“ Abfall. Aber mit der Erfindung von Verfahren, um sie zu konzentrieren und zu verarbeiten, hat die Industrie einen lukrativen Markt geschaffen. Trotzdem bleibt die Tatsache, dass Molke in ihrem ursprünglichen Zustand als Abfallprodukt der Milchproduktion immer noch als problematisch angesehen wird. Die gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen des Molkeabfalls sollten nicht unterschätzt werden.

Die Auswirkungen von Molke auf den Körper

Obwohl Molke in vielen Bereichen als gesund gilt, sollten wir uns bewusst machen, dass sie nicht für jeden Körper geeignet ist. Wie bereits erwähnt, ist Laktose der Hauptbestandteil, der Probleme verursachen kann. Besonders Menschen, die an Laktoseintoleranz leiden, sollten Molkeprodukte meiden, da die Laktose in den Getränken zu Verdauungsstörungen und unangenehmen Symptomen führen kann.

Doch auch Menschen ohne Laktoseintoleranz sollten vorsichtig sein. Molke enthält eine große Menge an tierischem Eiweiß, das in hohen Mengen nicht immer förderlich für die Gesundheit ist. Der Körper muss das tierische Eiweiß in einem aufwändigen Prozess abbauen, was ihn belasten kann. Besonders bei einer Überdosis an Molkenprotein kann es zu Verdauungsproblemen, Entzündungen oder sogar einer Übersäuerung des Körpers kommen. Auch der übermäßige Konsum von Molke als Sportlernahrung oder Diätprodukt kann sich negativ auf den Körper auswirken.

Zudem ist es wichtig, sich die Inhaltsstoffe von Molkeprodukten genau anzusehen, da sie oft mit Zucker, künstlichen Süßstoffen oder anderen Zusatzstoffen versetzt sind, um den Geschmack zu verbessern und die Haltbarkeit zu verlängern.

Fazit: Molke – ein verstecktes Problem oder gesundheitsfördernd?

Molke kann zweifelsohne Vorteile bieten, besonders im Bereich der Eiweißversorgung. Sie enthält wertvolle Aminosäuren und Mineralstoffe, die für den Körper wichtig sind. Doch die positiven Eigenschaften werden oft durch die vielen Nachteile überschattet, die die Molke mit sich bringt.

Der hohe Laktosegehalt macht sie für viele Menschen unverträglich, und die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen des übermäßigen Konsums von Molkenprotein sind noch nicht ausreichend erforscht. Zudem sollte die Rolle von Molke als Abfallprodukt der Milchindustrie nicht unterschätzt werden. Statt als gesundes „Superfood“ zu gelten, könnte man Molke eher als ein Produkt betrachten, das in erster Linie auf wirtschaftliche Verwertbarkeit und die Lösung von Umweltproblemen der Milchindustrie abzielt.

Die wahre Lösung liegt in einer ausgewogenen Ernährung, bei der der Körper mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt wird, ohne dass dabei gesundheitliche Risiken in Kauf genommen werden müssen. Molke-Drinks sind daher aus meiner Sicht nicht die Lösung für eine gesunde Ernährung – sie sind vielmehr ein weiteres Beispiel für die clevere Vermarktung von Produkten, die ursprünglich aus einem Problem entstanden sind.

Haftungsausschluss:
Dieser Artikel enthält Informationen, die auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und allgemeine Hinweise zu Molke und ihren möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit bieten. Ein Teil der dargestellten Perspektiven wurde dem Buch „Milch besser nicht“ von Maria Rollinger (2004) entnommen. Es ist wichtig zu betonen, dass die Auswirkungen von Molke-Produkten individuell variieren können. Die hier dargestellten Perspektiven stellen keine medizinischen oder ernährungsphysiologischen Empfehlungen dar und sollten nicht als solche verstanden werden. Im Zweifelsfall ist es ratsam, einen Facharzt oder Ernährungsberater zu Rate zu ziehen. Der Artikel bezieht sich nicht auf spezifische Produkte oder Marken, sondern behandelt allgemeine Aspekte rund um Molke. Letztendlich kann jeder selbst frei entscheiden, welche Produkte er zu sich nimmt.

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